„Kraft entsteht dort, wo sich Personen um eine Idee versammeln“
Winfried Kretschmann
Bereits vor der Pandemie hatte das Thema Schul-Mediation nicht den Stellenwert, der ihm gebührt. In den Zeiten der Corona-Pandemie ist die Schul-Mediation noch weiter in den Hintergrund geraten. Die Gründe dafür sind vielfältig: In allen Bundesländern fehlen Lehrkräfte, und viele Kollegien werden durch Quer- und Seiteneinsteiger:innen ergänzt, die sich zunächst erst einmal im Schulalltag zurechtfinden müssen. Das Engagement für Schul-Mediation benötigt ca. 2 Abminderungsstunden, das können viele Schulen nicht einrichten. Für die Mediation Engagierte haben oft keine Mediationsausbildung, sie wissen nicht um die wichtigen Schritte zur Implementierung der Schul-Mediation. Das führt unter anderem dazu, dass Schülermediator:innen zu wenig Fälle bekommen und die Lust am Projekt verlieren. In manchen Bundesländern wanderte das Engagement von Lehrkräften zu Schulsozialarbeiter:innen, die zum Teil nicht längerfristig an derselben Schule bleiben, so dass das Projekt dann oft nicht weitergeführt wurde.
Ähnliches ist dem Klassenrat widerfahren. Die Klassenräte sind oft auf die Grundschule begrenzt. Berlin hat mit dem Projekt „Team7“ bereits viele Oberschulen für den Klassenrat begeistern können.
Demokratiepädagogik braucht dringend Handlungsformen und darf kein Lippenbekenntnis bleiben. In der Pandemie verengte sich der digitale Unterricht auf den Fachunterricht. Schul-Mediation fand nicht mehr statt, auch Schülermediationen fanden nicht mehr statt. Konflikte gab es hingegen sehr viele, möglicherweise sogar mehr als vor der Pandemie. Man denke hier beispielsweise an den Klassenchat. Sehr vereinzelt wurden, wie beispielsweise in Hessen, Online-Klassenräte durchgeführt.
Wir wollen Motivierte finden, die mit uns einen Neuanfang zum Thema Streitkultur wagen.
Hierzu braucht es gut ausgebildete und engagierte Mediator:innen, denen ausreichend Zeit für den Umgang mit Konflikten im Bereich Erziehung und
Bildung zur Verfügung steht. Wir plädieren dafür, dass Mediation, Konfliktmanagement und Klassenrat bereits in die Ausbildungsrichtlinien von
pädagogischen Fachkräften aufgenommen werden.
Im Prinzip überall! Wir sehen Streitkultur als einen zentralen Baustein der Demokratiepädagogik.
Als Konfliktbearbeiter:innen in Erziehung und Bildung stellen wir fest, dass die Orte, an denen diskutiert werden kann, weggefallen sind oder grundsätzlich fehlen.
Wir stellen fest, dass konstruktive Kritik und Feedbackkultur vielleicht bekannt, aber nicht angewendet werden.
Wir stellen fest, dass die Sorge vor Konsequenzen, die durch kritische Meinungsäußerung folgen, größer ist als die Motivation, Strukturen ins Positive zu verändern. Ambiguitätstoleranz ist nicht nur ein Fremdwort, sie wird auch nicht gelebt. Da Kinder am Modell lernen, hängt zum Beispiel die Qualität der Schülermediationsprojekte auch an der Ernsthaftigkeit, mit der die Erwachsenen selbst Streitkultur leben. Dasselbe gilt für Hochschulen, in denen Mitbestimmung wenig und Streitkultur keine Verankerung hat.
Der Zusammenhang zur Umsetzung der Kinderrechte, der Durchführung von Klassenrat und Schul-Mediation ist in vielen Schulen unklar und konzeptionell leider zurzeit kein Thema.
In vielen Schulen, Kitas und Bildungseinrichtungen gibt es bereits Mediationsprojekte und Klassenräte. Wir widmen uns der Verbreitung, der Ausbildung, der Qualität und der Etablierung von Schul-Mediation [1] sowie der länder- und verbandsübergreifenden Vernetzung.
Wir wollen…
Das interessiert mich, da mache ich mit.
[1] Wir schreiben Schul-Mediation, weil Schule und Mediation noch nicht zusammengehören. Das Netzwerk will das Bindeglied=der Bindestrich werden.
Werde Teil des Netzwerks!