„Kraft entsteht dort, wo sich Personen um eine Idee versammeln“
Winfried Kretschmann
Bereits vor der Corona-Pandemie hatte das Thema Schul-Mediation nicht den Stellenwert, der ihm gebührt. In den Zeiten der Pandemie ist die Schul-Mediation dann noch weiter in den Hintergrund geraten. Konflikte gab es sehr viele, möglicherweise sogar mehr als vor der Pandemie. Man denke hier beispielsweise an den Klassenchat. Da zunächst jedoch erst einmal der Unterricht sichergestellt werden musste, verloren zusätzliche Aufgaben wie beispielsweise die Mediation an Bedeutung.
Die Corona-Pandemie selber hat unseren Erfahrungen und auch Studien zufolge eine tiefe Spur in unserem Alltag hinterlassen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Durch die soziale Isolation und den begrenzten persönlichen Kontakt haben viele Kinder und Jugendliche den Umgang mit Gleichaltrigen “verlernt” und ihre Bedürfnisse wurden oftmals vernachlässigt.
Jetzt, in der Phase der „Normalisierung“ nach der Pandemie, kommt der Schule eine entscheidende Rolle zu. Sie hat die Aufgabe, den sozialen Austausch und das gegenseitige Verständnis wieder zu stärken und das Miteinander zu fördern. Durch gezielte Förderung einer positiven Streitkultur können Konflikte als Lernchancen genutzt und soziale Kompetenzen gestärkt werden. Gemeinsam bauen wir Brücken und führen unsere Schüler:innen zurück zu einem respektvollen und konstruktiven Miteinander.
Dennoch bleiben Schwierigkeiten in den Schulen bestehen. In allen Bundesländern fehlen Lehrkräfte, und viele Kollegien werden weiterhin durch Quer- und Seiteneinsteiger:innen ergänzt, die sich zunächst erst einmal im Schulalltag zurechtfinden müssen. Das Engagement für Schul-Mediation benötigt ca. zwei Abminderungsstunden, das können viele Schulen nicht einrichten. Für die Mediation Engagierte haben oft keine Mediationsausbildung, sie wissen nicht um die wichtigen Schritte zur Implementierung der Schul-Mediation. Das führt unter anderem dazu, dass Schülermediator:innen zu wenig Fälle bekommen und die Lust am Projekt verlieren. In manchen Bundesländern wandert das Engagement von Lehrkräften zu Schulsozialarbeiter:innen, die zum Teil nicht längerfristig an derselben Schule bleiben, so dass Projekt zur Konfliktbearbeitung dann oft nicht langfristig verankert sind.
Wir wollen Motivierte finden, die mit uns den Weg zu einer guten Streitkultur wagen.
Ähnliches ist dem Klassenrat widerfahren. Die Klassenräte war anfangs oft auf die Grundschule begrenzt. Berlin hat mit dem Projekt „Team7“ bereits viele Oberschulen für den Klassenrat begeistern können und zudem die Klassenräte durch die Änderung des Schulgesetzes als verpflichtend für alle Klassen festgelegt. Dennoch: Demokratiepädagogik braucht überall dringend Handlungsformen und darf kein Lippenbekenntnis bleiben.
Gerade jetzt ist es besonders wichtig, dass Kinder und Jugendliche miteinander ins Gespräch kommen. Angesichts der aktuellen politischen Situation, in der viele gesellschaftliche Herausforderungen und Konflikte auf globaler Ebene spürbar werden, bietet der Klassenrat eine Plattform, um diese Themen aufzugreifen und zu diskutieren. Kinder und Jugendliche lernen so, verschiedene Perspektiven zu verstehen, konstruktiv zu debattieren und Kompromisse zu finden. In einer Zeit, in der Polarisierung und Meinungsverschiedenheiten oft den politischen Diskurs bestimmen, ist es umso wichtiger, jungen Menschen das Handwerkszeug für respektvolle und lösungsorientierte Kommunikation zu vermitteln. Der Klassenrat hilft dabei, eine demokratische Kultur zu pflegen und stärkt die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme und Mitgestaltung unserer Gesellschaft.
Wir wollen Motivierte finden, die mit uns den Weg für demokratische Strukturen im Schulkontext wagen.
Im Prinzip überall!
Wir sehen Streitkultur als einen zentralen Baustein der Demokratiepädagogik.
Als Konfliktbearbeiter:innen in Erziehung und Bildung stellen wir fest, dass es einer stärkeren partizipativen Haltung bedarf, und dass es mehr Orte und mehr Zeiten benötigt, an denen sich Kinder und Jugendliche beteiligen können.
Wir stellen fest, dass konstruktive Kritik und Feedbackkultur vielleicht bekannt sind, aber nicht angewandt werden.
Wir befürchten, dass die Sorge vor Konsequenzen, die durch kritische Meinungsäußerung folgen, größer ist als die Motivation, Strukturen ins Positive zu verändern. Da Kinder am Modell lernen, hängt zum Beispiel die Qualität der Schülermediationsprojekte auch an der Ernsthaftigkeit, mit der die Erwachsenen selbst Streitkultur leben. Dasselbe gilt für Hochschulen, in denen Mitbestimmung wenig und Streitkultur keine Verankerung hat.
Der Zusammenhang zur Umsetzung der Kinderrechte, der Durchführung von Klassenrat und Schul-Mediation ist in vielen Schulen unklar und konzeptionell leider zurzeit kein Thema.
Wir wollen Motivierte finden, die den Handlungsbedarf sehen und mit uns zusammen die Bildungseinrichtungen verändern wollen.
In vielen Schulen, Kitas und Bildungseinrichtungen gibt es bereits Mediationsprojekte und Klassenräte. Wir widmen uns der Verbreitung, der Ausbildung, der Qualität und der Etablierung von Schul-Mediation [1] sowie der länder- und verbandsübergreifenden Vernetzung.
Wir wollen…
Schul-Mediation in die Öffentlichkeit bringen
Schul-Mediation in den Ausbildungskontext hineintragen
Schul-Mediation von der Grundschule bis ins Gymnasium verankern
erreichen, dass im Rahmen der Demokratiepädagogik die Kinderrechte umgesetzt werden und Schüler:innen ein Recht auf Schülermediation und
Klassenrat haben
eine unabhängige, länder- und verbandsübergreifende Vernetzung aller Aktiven im deutschsprachigen Raum aufbauen.
📅 Dienstag 21. Mai 2024 von 18:00 bis 19:30 Uhr
📅 Dienstag 5. November 2024 von 18:00 bis 19:30 Uhr